Wetterstation Niederlemp

50°38' Nord 8°25' Ost, 265 m ü.NN

Die Wetterstation

Über die Wetterstation in Niederlemp:

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18.219.112.111



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Extreme Trockenheit

Das Jahr 2018 tritt in der Klimastatistik als ein sehr markantes Jahr hervor: Ein Jahr mit extremer Trockenheit, beginnend in einem regenarmen Frühjahr bis in einen teils wochenlang regenlosen Sommer.

Auch wenn die Trockenheit in der Region nicht so stark ausgeprägt war wie in anderen Teilen Deutschlands, so gab es dennoch an der Station Niederlemp deutlich weniger Regen als üblich. Auf einen deutlich zu nassen und zu milden Januar mit über 150 Litern pro Quadratmeter folgte bereits ein trockener, deutlich zu kalter Februar, der nur 26 Liter auf gleicher Fläche brachte. Die längste Trockenperiode betrug in der zweiten Monatshälfte bereits 12 Tage. Der folgende März war weiterhin zu kalt, doch lag die Niederschlagssumme am Monatsende bei einem Plus von 18 Litern pro Quadratmeter. Die längste Trockenperiode betrug gerade einmal 3 Tage. Der Monat war damit recht ausgeglichen.

Niederlemp - Statistik von Januar bis Juli 2018

Statistik von Januar bis Juli 2018

Danach setzte sich das Frühjahr jedoch sehr warm fort. Der April war 3,8 Grad Celsius wärmer als im klimatischen Mittel üblich, der Mai 3,2 Grad. Beide Monate hatten ein leichtes Defizit bei den Regensummen, die jedoch ungleich verteilt waren. So fielen in der zweiten Hälfte des April nur 4,4 Liter, wobei Temperaturen von teils über 25 Grad auftraten. Der Mai begann mit 9 trockenen Tagen, die oft den ganzen Tag Sonne boten. Danach waren die täglichen Regensummen relativ gut verteilt und ausreichend. Aber aufgrund der hohen Temperaturen und des wochenlang sonnenreichen Wetters lag die Verdunstungsrate ebenfalls sehr hoch.

Der erste Sommermonat war zwar nur 1,9 Grad wärmer als üblich, doch blieb mehr als die Hälfte des Regens aus. Knapp 27 Liter fielen, etwas über 34 fehlten. Im Juli spitzte sich die Lage noch einmal zu. Es fielen ebenfalls nur knapp 27 Liter pro Quadratmeter, doch von den üblichen Niederschlagsmengen, die in dieser Zeit hauptsächlich aus Gewittern resultieren, fehlten fast 65 Liter. Damit lag das Defizit bei fast 71 Prozent. Hinzu kam im Juli, dass die Monatsdurchschnittstemperatur erneut mit einer positiven Abweichung von 3,3 Grad Celsius weit über den klimatischen Mittelwerten für diesen Monat lag. An 12 Tagen wurden Werte von 30 Grad oder mehr erreicht, 23 Tage blieben ohne Regen. Ab dem 24. des Monats begannen die Hundstage, während denen die Temperaturen oft auf 30 bis 35 Grad anstiegen.


Folgen der Trockenheit

Der extreme Regenmangel, die warme und trockene Luft und schließlich die Hundstage mit ihren Temperaturen von bis zu 35 Grad Celsius setzten der Natur in der Region stark zu. Schon im Juni mussten viele Felder notgeerntet werden, um größere Verluste bei der Ernte zu verhindern. Trockene Wiesen und Brachland bedeuteten großes Entzündungspotential. Auch die Wälder, die hauptsächlich aus Laubwald und Kiefern bestehen, zeigten im Laufe des Sommers immer mehr Trockenschäden. Immer häufiger wurde das Laub braun und fiel schließlich von den Ästen. Schwächere Bäume brachen in sich zusammen oder fielen um. Das folgende Bild zeigt die Folgen im Naturschutzgebiet oberhalb von Niederlemp.

Braune, entlaubte und teils umgestürzte Bäume

Braune, entlaubte und teils umgestürzte Bäume (Aufgenommen am 10.08.2018).


Vergleich mit dem Umland

Mit den amtlichen Messungen des Deutschen Wetterdienstes lassen sich die Witterungsverhältnisse an der Wetterstation Niederlemp mit denen des Bundeslandes Hessen vergleichen. Im Großen und Ganzen sind die klimatischen Abweichungen sehr ähnlich, doch im März war es an der Station 4,5 Grad Celsius kühler. Im Mai hingegen 2,1 Grad Celsius wärmer. Gerade letzteres führte zu einer höheren Belastung der Landwirtschaft.

Bei den Regensummen ergibt sich ein ähnliches Bild. Von Januar bis März war es an der Station Niederlemp ein wenig feuchter als im hessischen Durchschnitt, doch ab April nahmen die Defizite stärker zu. Vor allem im Juni lag die Niederschlagssumme deutlich niedriger als im übrigen Hessen.

Das Niederschlagsdefizit spiegelte sich auch an den Pegeln der größten regionalen Flüssen Lahn und Dill wider. Schon im Frühjahr sanken die Wasserstände immer wieder in Richtung Niedrigwasser und verharrten schließlich im Sommer fast durchweg unter dieser Marke.


Rückblick

Wenn extreme Ereignisse wie die Trockenheit im Frühjahr und Sommer 2018 auftreten, stellt sich die Frage, gab es das schon einmal oder ist dieses Ereignis einzigartig?

Ein Blick zurück zeigt folgendes: Allein über die mehr als 25 jährige Messzeit an der Station Niederlemp traten mehrmals Phasen auf, die eine geringere Regensumme über sechs Monate aufwiesen als im Sommer 2018. Das folgende Diagramm zeigt diese Phasen anhand der 6-monatigen Regensummen.

Niederschlagsverlauf der letzten 6 Monate, 1993 bis 2018

Regensumme der letzten 6 Monate im Verlauf von 1993 bis 2018.

Zuletzt im Winter 2016/2017, im Frühjahr und Sommer 2011 und zeitweise im Sommer 1997 traten stärkere Defizite auf. Die trockenste Phase jedoch trat im Winter 1995/1996 bis in den Sommer 1996 auf. Damals lagen die gemessenen Regensummen nochmals 50 bis 60 Liter pro Quadratmeter niedriger als im Sommer 2018.

Auffällig ist jedoch auch, dass die höchsten 6-monatigen Regensummen der letzten 25 Jahre zuletzt im Winter 2017 auf 2018 auftraten. Das Wettergeschehen scheint den Regenüberfluss der vorangegangenen Monate direkt auszugleichen.

Mittlere Temperaturabweichung der letzten 6 Monate, 1993 bis 2018

Mittlere Temperaturabweichung der letzten 6 Monate im Verlauf von 1993 bis 2018.

Bei Betrachtung der mittleren Temperaturabweichung fällt ebenfalls auf, dass die deutlich zu warmen Monate im Frühling und Sommer 2018 keine Seltenheit sind. Höhere Abweichungen treten zwar seit Anfang 2014 vermehrt auf, doch wurden die aktuellen Werte schon oft übertroffen. Das Jahr 2007 tritt hier mit den höchsten Werten deutlich hervor.

Phasen außerordentlicher Trockenheit in gleicher oder stärkerer Intensität sowie Zeiten mit deutlich höheren Temperaturen als im klimatischen Durchschnitt sind allein in den letzten 25 Jahren häufiger aufgetreten. Sie stellen für sich genommen daher keine Besonderheit dar. Außergewöhnlich, aber statistisch nicht relevant, ist die Situation, dass beide Extreme nicht nur gleichzeitig, sondern auch im Sommerhalbjahr auftreten. Eine vergleichbare, aber weniger kritische Situation gab es zuletzt im Frühjahr und Sommer 2014.

Die Trockenheit im Frühjahr und Sommer 2018 ist vielmehr ein unglückliches Zusammentreffen zweiter Ereignisse, die in Summe große Probleme in der Landwirtschaft hervorriefen und eine hohe Belastung von Flora und Fauna darstellten. Eine Häufung in näherer oder fernerer Zukunft lässt sich nicht herleiten.